BAB – Brutvogelkartierung – Avifaunistik – Birding

Exkursion ins NSG Siesack

Wusstest du, dass Schafe seltene Orchideen-Arten verbreiten können? Oder dass Ringelnattern im Naturschutzgebiet „Im Siesack“ ausgesetzt wurden?

Diese interessanten Dinge konnten wir auf einer zweistündigen Exkursion durch das Naturschutzgebiet „Im Siesack“ in Dortmund-Mengede erfahren. Um 18 Uhr trafen sich zwei Dutzend interessierte Zuhörer*innen an der Altmengeder Straße. Nur wenige Minuten nach der Vorstellung der Exkursionsleiter war ein Neuntöter-Pärchen auf der Wiese gegenüber auf Nahrungssuche und ließ die Naturinteressierten die Ferngläser und Fotoapparate zücken. Es bot sich die perfekte Gelegenheit für Dr. Erich Kretzschmar vom NABU Dortmund, erste interessante Infos zur Vogelwelt im Naturschutzgebiet zu präsentieren.

Nachdem wir ein Stück gegangen sind, erläuterte Matthias Mause von der Biologischen Station Kreis Unna | Dortmund, welche Bedeutung die verschiedenen Kleingewässer mit ihren unterschiedlichen Tiefen und den unterschiedlichen Wasserständen (temporär austrocknend und dauerhaft wasserführend) für die verschiedenen Amphibien- und Libellenarten haben. So kommt hier z.B. die seltene Kreuzkröte vor. Mithilfe einer speziellen Apparatur wurden in der Nacht zuvor Teich- und Kammmolche gefangen (und direkt nach der Exkursion wieder ausgesetzt), sodass wir diese beiden Arten näher betrachten konnten. Während der Teichmolch häufig in Dortmund vorkommt, ist der Kammmolch deutlich seltener und damit auch planungsrelevant für Bauvorhaben. Ein interessantes Reptil, welches auf die Gewässer angewiesen ist, ist die Ringelnatter, die vor einigen Jahren in einem anderen Dortmunder Naturschutzgebiet entnommen, nachgezüchtet und hier wieder ausgesetzt wurde. Sie scheint sich auch sehr wohlzufühlen und ihr Verbreitungsgebiet zu vergrößern.

Anschließend kamen wir an der Nisthilfe für Weißstörche vorbei, die ein Brutpaar mit Jungen beherbergte. Dies ist das erste mal, dass jemals in Dortmund brütende Weißstörche dokumentiert wurden. Begründet wurde dies von Dr. Erich Kretzschmar mit dem feuchten Frühjahr, sodass genügend Regenwürmer für die Jungenaufzucht oberflächennah im Boden sind, dem geeigneten Biotop (Grünland gibt es sonst in Dortmund nur selten) und der allgemein zunehmenden Zahl an Weißstörchen in NRW. Nun bleibt zu beobachten, ob die Weißstörche ihre Jungen erfolgreich aufziehen und ob die steigende Zahl an Störchen einen Einfluss auf die Zahl der Amphibien nehmen könnte.

Weiter ging es dann zu einer Fläche, die von Heckrindern beweidet wird. Die kleine Herde wird von dem Landwirt Martin Sißmann betreut. Er erläuterte, dass die Rinder – teils auch zusammen mit Schafen – die Flächen offen und frei von Bäumen halten, was besonders für viele Wiesenvögel wichtig ist. Die Rinder sind ganzjährig draußen und überzählige Tiere werden einmal im Jahr auf der Wiese geschlachtet, was ihnen den Stress eines Transports erspart. Besonders die Jungbullen müssen jährlich entnommen werden, da die Konkurrenz untereinander und der Stress für die Kühe bei mehreren Bullen zu groß wäre, weil die Fläche begrenzt ist.

Zuletzt präsentierte Magnus Süllwold von der Biologischen Station Kreis Unna | Dortmund, welche Orchideen-Arten in dem Naturschutzgebiet vorkommen. Von den 15 Arten, die jemals in Dortmund kartiert wurden, kommen fünf verschiedene Arten in diesem Naturschutzgebiet vor. Diese sind teils auf interessante Art und Weise in das Gebiet gekommen. So haben die Schafe, die zur Beweidung gegen die Goldrute eingesetzt werden, in ihrer Wolle wohl Samen von der Bienen-Ragwurz von einem anderen Naturschutzgebiet hierhin transportiert.

Um 20 Uhr endete die Exkursion. Vielen Dank den Exkursionsleitern für die vielen Infos!

Wir bitten darum, spannende Sichtungen aus dem NSG Siesackt, vor allem von der Ringelnatter, bei www.observation.org bzw. mit der App ObsIdentify zu melden. Dort werden von der Biostation regelmäßig Abfragen gemacht.

Bilder und Text: Julia Böckenfeld