Die erste Gartensaison im neuen NABU-Ruhrgebietsgarten

Rückblick und Vorschau

Oktober 2025
Text und Fotos: B. Bornmann-Lemm

Vor einem Jahr hat die Fachgruppe Ökologische Gärten des NABU Dortmund sich entschieden, wieder einen Schau-, Lehr- und Forschungsgarten aufzubauen. Zum 01.11.2024 konnten wir einen Kleingarten in einer zentralen Gartenanlage in Dortmund-Wambel pachten.

Das Ruhrgebiet, insbesondere an der zentralen Achse entlang des alten Hellwegs, also von Mühlheim über Essen, Bochum bis Dortmund, war lange Zeit Montanstandort. Es entstanden viele Arbeiterquartiere und mit ihnen sehr viele Kleingartenanlagen. Allein Dortmund hat 119 Gartenanlagen mit gut 8.200 Gärten. Bochum folgt knapp dahinter. Hinzu kommen die vielen Hausgärten der nach dem letzten Krieg entstandenen Siedlergemeinschaften. Somit war es also ein sinnvoller Schritt unserer Fachgruppe, sich dazu zu entscheiden, erneut einen Kleingarten zu pachten und diesen zum Schau-, Lehr- und Forschungsgarten umzugestalten.
Unsere feste Gartenteamleitung besteht aus fünf Personen (Brigitte, Daniel, Benjamin, Daniela und Birgit) mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Bezug auf Staudenkenntnisse, Biotopstrukturen, Kompost, Gemüseanbau, Projektgestaltung, Insektenvielfalt usw. Gemeinsam haben wir die neue Gartenstruktur geplant und anschließend in kleineren Projektteams koordiniert mit der Umsetzung begonnen.

Während der offenen Gartentage über den Sommer 2025 bis jetzt in den Herbst hinein ist sehr viel im NABU-Ruhrgebietsgarten geschehen, wie ja monatlich im NABU-Naturkanal mitverfolgt werden kann. Diese Tage sind auch immer gleichzeitig für Arbeitseinsätze geplant. Wer also in diesem Jahr mit Harke und Spaten arbeiten wollte, war herzlich willkommen. Und so waren wir auch immer, je nach Wetterlage, zwischen fünf und fünfzehn Personen zum gemeinsamen Arbeiten an den ersten und dritten Samstagen des Monats. Regelmäßig kamen auch angemeldete Besucher für Gartenberatungen oder Spaziergänger*innen, die sich für die Umgestaltung des Gartens interessierten. Sie wurden dann von unserem jeweiligen Moderator begrüßt, herumgeführt und beraten.

Rückschau der diesjährigen Projekte

Rundweg aus Hackschnitzeln

Für die Veränderung der Gartenstruktur wurde von März bis in den April zuerst ein neuer Rundweg entlang der geplanten Biotopstrukturen geschaffen. Dieser Weg wurde ca. 40 cm tief ausgehoben und mit frisch gehäckseltem Astschnitt aufgefüllt. Es ist eine Struktur, die zum einem gut zu begehen und zudem wasserdurchlässig ist, um das Regenwasser im Boden zu halten. Für sehr viele totholzfressende Käferarten bietet es einen idealen Lebensraum. Die ersten frischen Nashornkäferlarven ließen sich bereits nach einigen Wochen finden.

Trockenmauer und Kräuterspirale

Trockenmauern aus Natursteinen sind wertvolle Biotopstrukturen. Die vielen Zwischenräume schaffen natürliche Rückzugsorte und Nistquartiere für diverse Insekten- und Spinnentierarten. Reptilien und Insekten lieben die sonnenwarmen Steine, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Ein Kräuterspirale bietet zudem auf kleinem Raum auch unterschiedliche Bodenstrukturen. Der untere schattigen Bereich ist ideal für Kräuter wie Schnittlauch, Minzen, Sauerampfer. Nach oben wird der Boden trockener und bietet den mediterranen Kräutern wie Thymian, Salbei, Rosmarin etc. gute Wachstumsbedingungen. Dazwischen passen auch noch andere Kräuter wie Bohnenkraut, Weinraute, Melisse, Rauke u.a. Alle diese Kräuter bieten zu ihren unterschiedlichen Blütezeiten allen Fluginsekten wertvolle Pollen- und Nektarnahrung.
Dieses waren von Birgit und Daniela geplante und koordinierte Projekte im Mai / Juni. Als Steine wurden Ruhrsandsteine gewählt. Im Trockenmauerbau, das heißt ohne Mörtel, wurden sie Stück für Stück gelegt und auf Stabilität geprüft. Danach erfolgte die Bepflanzung.

Insektenhügel mit offenen Bodenstellen

Diese Biotopstruktur wurde von Brigitte geplant. Der grundsätzliche Gedanke hinter diesem Projekt ist die Verbesserung eines vorhandenen, bisher wenig bewachsenen Gartenteils hin zu einem Lebensraum für erdnistende Insektenarten wie zum Beispiel Wildbienen und Grabwespen. Die Definition für Biotop / Lebensraum besagt, dass hier die verschiedenen Lebensformen von Pflanzen und Tieren in Interaktion miteinander und mit den abiotischen Strukturen des Bereichs treten. Bereits bei der ersten Begehung des Gartens im Oktober 2024 ist dieser Teilbereich aufgefallen. Es handelt sich dabei um einen niedrigen Hügel im ansonsten ebenen 330 qm großen Garten. Dieser sicherlich vor Jahren aufgeschüttete Bereich mit dem hier standortüblichen Lösslehmboden hatte sich aber nun gesetzt und eine gefestigte Bodenstruktur entwickelt. Hier bot sich sofort die Option, offene Bodenstellen und Ministeilwände für erdnistende Insektenarten anzulegen; zu erweitern nur mit entsprechenden Wildpflanzen und natürlichen Baumaterialien wie Altholz / Totholz. Auf der sonnenexponierten Seite wurde die Trockenmauer mit auslaufender Kräuterspirale angegliedert. Eine kleine Wasserstelle in Form eines Mörtelkübels wurde integriert. Somit gibt es auch die Möglichkeit für die Insekten, nicht nur Baumaterial und Standorte für ihre Nistplätze zu finden, sondern auch das für jedes Lebewesen notwendige und hier leicht zugängliche Wasser.
Das Projekt wurde im April strukturiert und bepflanzt und bereits zu den Insektenzählungen im Juni / Juli waren hier Hotspots der Sichtungen.

Wildecke mit Totholzstapel

Auch dieses Projekt wurde in erster Linie von Brigitte koordiniert, da sie entsprechende Erfahrung in der Anlage von Garten-Biotopstrukturen hat. Eine wichtige Zielsetzung hier war es, nur mit im Garten anfallenden Materialien zu arbeiten. Dieser Bereich liegt im hinteren Gartenteil vor der späteren Zisternen- und Kompostfläche. Bisher gab es hier nur kurz gemähten Rasen ohne Gänseblümchen oder Klee.
Nun entstanden hier „wilde“ Strukturen und „haufenweise“ Lebensräume für diverse gartenbewohnende Wildtiere und Arthropoden. Obstgehölze werden im Frühjahr 2026 noch mit integriert. Verwendung fanden hier die bei der Umgestaltung des Gartens angefallenen Materialien wie Altholz, Rasensoden und Erdaushub. Hier entsteht nun eine Experimentalfläche mit selbstständigen insektenfreundlichen Blütenpflanzen. Gestaffelt ist die Fläche in zwei Ebenen und mit einem Totholzstapel im nördlichen Rücken als Wetterschutz. Nach Regentagen und somit tieffeuchtem Boden wurden standorttypische Initialpflanzungen gesetzt. Sie brauchten später nur in den ersten Tagen und bei heißen Temperaturen gegossen werden. Ihr genetisches Potenzial muss ausreichen, um das Wasser in der Tiefe zu finden.
Diese (Wild-)Pflanzen sollen sich auf dieser Fläche nahezu selbstständig weiterentwickeln können, d. h. aussamen bzw. über Wurzelausläufer neue Standorte innerhalb der zugewiesenen Fläche finden. Da hier im Garten die großen Pflanzenfresser fehlen, muss natürlich ab und zu händisch mit der Schere eingeschritten werden, sollte eine Pflanze zu viel des Raums für sich erobern. Die Pflanzen bleiben über Winter stehen und werden nur im Spätwinter z. T. geschnitten; gegossen werden sie nicht mehr.
Der vordere untere Bereich wird zum Teil Wiesenfläche bleiben. Auch hier gibt es Initialpflanzungen mit standorttypischen Blütenpflanzen wie Schafgarbe und Wiesenflockenblumen. Impfungen des jetzigen „Golf-“Rasens erfolgten mit Weißklee, Gänseblümchen und Kleinen Braunellen aus unseren eigenen Gärten. So kann sich hier auf dem Lösslehmboden hoffentlich in den kommenden Jahren eine in Dortmund typische Fettwiese mit zwei- bis dreimaligem Mahdrhythmus entwickeln.
Ein ausführlicher Bericht darüber erfolgte bereits Anfang Mai 2025 hier auf der Gartenwebseite.

Gemüsebeete für kleingärtnerische Nutzung

Die kleingärtnerische Nutzung, d. h. der Anbau von Gartenbauerzeugnissen ist ein Muss, aber auf gar keinen Fall ein Übel in Kleingärten. Das Glückserlebnis selbst angebauter, geernteter und zubereiteter Mahlzeiten aus dem eigenen Garten ist nicht zu übertreffen. Und gleichzeitig sind diese Obst- und Gemüseflächen, sofern sie laut Gartenordnung nach biologischen Aspekten bewirtschaftet werden, ein hilfreicher Schritt in der aktuellen Klimakrise. Der biologische Anbau fördert die Gesundheit des Bodennetzwerks und somit eine guten Humusschicht. Diese wiederum ist in der Lage, Luft und Wasser im Erdboden zu halten. Und mit der Bepflanzung und Mulchschichten zwischen den Gemüsereihen können ebenfalls Starkregenereignisse gut abgefedert werden. Das Regenwasser läuft nicht ab, sondern wird im Boden gehalten und bei einem Zuviel dem Grundwasser langsam zugeführt. Hier im NABU-Ruhrgebietsgarten, der ja auch ein Forschungsgarten ist, haben wir nun diverse Beettypen angelegt. Auch um in den kommenden Jahren zu erforschen, welche davon in der Klimakrise am besten funktionieren und mit dem wenigsten Zusatzgießwasser gute Ergebnisse liefern.

Entstanden sind ein Hügelbeet und drei Beete mit unterschiedlich hohen Holzkantungen. Diese Kantungen verhindern den Abfluss von Wasser und Kompostgaben. Dazu ein Hochbeet, da diese aktuell immer wieder angepriesen werden. An Standorten mit belasteten Böden sicherlich eine sinnvolle Erwägung. Aber wie klimafreundlich sind sie? Als letztes Beet entstand auf einer vorherigen reinen Rasenfläche ein an die Permakultur angelehntes Beet nach der No-Dig-Methode. Die Rasenkanten entlang des Weges und zum Nachbargarten wurden vorab tief gestochen, um ein Auflaufen von Gräsern an diesen Übergangsstellen zu minimieren. Diese Kanten wurden dann mit den oberen Lehmschichten des Zisternenaushubs verfüllt. Danach wurde der restliche Lehm auf eine Höhe von ca. 3-5 cm über die geplante Beetfläche verteilt. Aufgefüllt wurde diese Fläche dann mit dem oberen Erdaushub des Gartenteichbaus.
Vorab war gemeinsam entschieden worden, den Lehmboden-Aushub der Zisterne zum Teil hier als unterste Schicht direkt auf der Rasenfläche zu integrieren. Eigentlich ist Lehmboden an sich kein guter Boden für den Gemüseanbau. Er ist zu fest dafür, da ein Humusanteil für die Nährstoffbindung und den Luft-Wasser-Haushalt des Bodens fehlt. Nun haben Daniel und Brigitte sich hier für ein Forschungsprojekt entschieden. Bei vielen Hausbauten bleibt der Erdaushub liegen und wird entsorgt. Hier soll nun geprüft werden, ob diese Lehmschicht in einer geringen Höhe von 4 - 5 cm integriert werden kann, und ob das Bodennetzwerk aus Regenwürmern und vielen anderen Organismen es schafft, hier eine Durchmengung des Lehms und der aufliegenden Humusschicht zu produzieren. Dann stünde einer Gemüsepflanzung nichts im Wege. Jetzt im Herbst wurde als erstes eine Gründüngung aus Biodiversitätsgemenge und Leguminosen ausgesät. Sie wird hoffentlich noch tief wurzeln und den Boden lockern, im Frühjahr wird sie als Mulchschicht umgebrochen. Die Planung der verschiedenen Gemüsekulturen erfolgt nun in der Winterruhephase des Gartens.

Regenwassermanagement – Zisterne, Regentonnen, Schwammstadtprinzip

Das Regenwassermanagement ist ein großes Projekt im NABU-Ruhrgebietsgarten. Die Projektplanung hierfür haben Daniel und Benjamin übernommen. Wichtig für uns ist es, so wenig wie möglich Frischwasser aus der Leitung nutzen zu müssen. Vielleicht noch zum Tee- und Kaffeekochen. Das Angießen von Jungpflanzen und Gemüsen soll mit Regenwasser passieren. Da das Dach der Gartenlaube nur wenige Quadratmeter umfasst, ist eine Sammlung des Regens in einer unterirdischen Zisterne sinnvoll. Der Zisternenaushub hierfür hat jetzt nach den trockenen Sommermonaten begonnen und soll noch vor der Winterpause fertiggestellt werden. Dann stünden die Herbst- und Winterregenfälle für die Nutzung im Frühjahr zur Verfügung. Oberirdische Regentonnen werden später dazukommen.
Dieses wichtige Projekt wird von der Bezirksvertretung Dortmund-Brackel mit einer Förderung unterstützt. Der meiste Gartenboden, mit Ausnahme des Hauptwegs, bleibt unversiegelt. Die Gartenbeete werden alle in unterschiedlichen Variationen bepflanzt und mit der dann entstehenden Humusschicht wird die Option des Schwammstadtprinzips wie vorab beschrieben erfüllt.

Gartenteich mit Sumpfzonenbereich

Diese Biotopstruktur ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil unseres Gartenprinzips. Es wird ein ganz eigener Lebensraum mit an Gewässerufer angepasste Bepflanzungen. Somit wird es hoffentlich ein guter Bereich für Amphibien und Wasserinsekten werden. Gleichzeitig bietet die Wasserzone in dem nach Süden ausgerichteten Garten in Sommermonaten ein angenehmeres Kleinklima mit besserer Aufenthaltsqualität.
Dieses Projekt hat nun im Frühherbst begonnen und soll bis zur Winterruhe fertiggestellt werden. Dann kann die Auffüllung eigenständig durch die Herbst- und Winterregenfällen erfolgen.
Beim Bau haben wir auch die Hilfe einiger der Nachbargärtner*innen aus der Kleingartenanlage erhalten, obwohl der wichtigste Arbeitseinsatz, nämlich der Aushub und die Modellierung der Sumpfzonenfläche, bei Regenwetter stattfand. Mehr als sieben Personen haben es mit viel Enthusiasmus und guter Regenkleidung in zwei Stunden geschafft. Der ausgehobene Erdboden wurde nicht entsorgt, sondern wie geplant sofort im No-Dig-Gemüsebeet von einem zweiten Arbeitsteam verteilt und zur Gründüngungsaussaat vorbereitet.

Erste Gartenführungen und Workshops haben stattgefunden

Neben der vielen Arbeit hatten wir an den offenen Gartentagen auch sehr viel Freude und bewegende Momente. Eines der vielen Highlights war sicherlich der Fund der Nashornkäferlarven in den frischen Hackschnitthäckseln. Und die Sichtung von mittlerweile mehr als 80 verschiedenen Insekten- und Spinnentierarten im Garten.
Viele Gartenführungen für diverse vorher angemeldete Besuchergruppen fanden bereits statt; dazu zwei Workshops. Einer war initiiert von dem NABU-NRW-Projekt „Mehr gArtenvielfalt in NRW“. Am 10.10.2025 fand der Workshop „Den naturnahen Garten winterfest machen“ von 14 – 17 Uhr statt. Kai-Lukas Bentz und unser Projektteam haben diesen Workshop gemeinsam geplant und durchgeführt. Es gab einen einführenden Gartenrundgang und anschließend diverse Workshop-Stationen, an denen die Teilnehmer*innen mithelfen konnten. Es kamen mehr als zwölf Gäste aus mindestens vier verschiedenen Dortmunder Kleingartenanlagen. Die Stationen umfassten neben dem informativen Input durch die jeweiligen Moderatoren auch das aktive Pflanzen von Obstbäumen, das Setzen von frühblühenden Zwiebel- und Knollenpflanzen, die Aussaat der Gründüngung und viele Tipps zum Bau von Nisthilfen für Insekten.

Im NABU-Ruhrgebietsgarten haben, wie oben zu lesen, sehr viele ehrenamtlich engagierte Personen die ganze Gartensaison des Jahres 2025 über viele Projekte erarbeitet und umgesetzt. Als Dankeschön für die fleißigen Helfer*innen haben wir vom Projektteam im August ein kleines Sommerfest ausgerichtet. Gefördert wurde dies dankenswerterweise von der Dortmunder Freiwilligenagentur.

 

Ausblick auf das Jahr 2016

Auch für das kommende Jahr sind noch viele neue Projekte geplant. So der Ausbau der Gartenhausterrasse als überdachter Lehr- und Schulungsraum. Weiterhin ein neues Eingangstor mit einer Infotafel zu den Projekten, ein Gewächshaus für die Jungpflanzenanzucht und viele Aktionstage.
Die Terminplanung ist auch bereits abgeschlossen. Die offenen Gartentage werden auch im Jahr 2026 jeweils am 1. sowie am 3. Samstag während der Gartensaison von März bis Ende Oktober stattfinden. Einer der beiden Termine wird dabei immer ein gartenbezogenes Schwerpunktthema haben. Diese Termine findet ihr ab Januar 2026 auf der Webseite des NABU Dortmund.