Vergiftete Wanderfalken, ein Graureiher mit Schussverletzungen und eine überfressene Habicht-Dame
Die Arbeiten sind in der Vogelpflegestation hauptsächlich von neun Kolleg*Innen geleistet worden. Bei unserem Pflegeteam bedanken wir uns ganz herzlich für die hervorragende, zuverlässige und kompetente Mitarbeit. Als Urlaubsvertretung steht uns eine weitere Person zur Seite, die im Moment beruflich sehr eingebunden ist.
Im März 2024 ist leider unser langjähriger Kollege Wilfried Werkmeister im Alter von 84 Jahren verstorben. Wilfried war seit den 1990er Jahren in unserer Vogelpflegestation regelmäßig und tatkräftig aktiv – und das bis zu seinem Todestag. Über all die Jahre hat Wilfried nicht nur unermüdlich die kranken und verletzen Tiere versorgt, sondern auch mit viel Sachverstand und wertvollen Ideen unsere gemeinsame Arbeit unterstützt. Wir vermissen ihn sehr.
Im Jahr 2024 sind in der Station 159 Vögel versorgt worden, auswildern konnten wir 65 Vögel, 82 sind aufgrund ihrer schweren Verletzungen bzw. Krankheiten verstorben oder wurden vom Tierarzt erlöst. Von den fünf Vögeln, die über den Jahreswechsel in unserer Obhut verblieben sind, konnten im Februar 2025 zwei Turmfalken freigelassen werden, ein Mäusebussard musste auf Grund seiner schweren Erkrankung eingeschläfert werden. In der Station befanden sich zum Jahreswechsel noch zwei Vögel aus 2024: eine Schleiereule und ein Merlin.
Im September 2024 ist in Lünen Brambauer ein junger weiblicher Merlin mit einem Auto kollidiert und so verletzt worden, dass er nicht mehr freigelassen werden konnte. Leider hat der Gesundheitszustand es nicht zugelassen, dass die Henne -in Absprache mit dem Umweltamt der Stadt Dortmund- in einer Greifvogelstation vergesellschaftet werden kann.
Bei zwei Schleiereulen war das Gefieder mit Samen des Quirl-Borstengrases (Setaria vertillicata) durchzogen. Bei der ersten Eule, die wir bekommen hatten, haben sich die Samenkletten mehrlagig in deren Gefieder bis auf die Haut eingearbeitet. An den Flügeln haben wir gesehen, dass die Oberarmknochen bereits ohne Haut waren, weil die Kletten den Flügelrand umschlossen haben. Sie hat sicherlich auch selbst versucht, sich von den Samenkletten zu befreien. Diese feine pergamentartige Haut an den Flügelknochen regeneriert sich nicht. So haben wir uns entschieden, sie am nächsten Tag vom Tierarzt erlösen zu lassen, die Schleiereule ist in der Nacht verstorben. Bereits eine Woche später brachten uns zwei Reiterinnen die nächste Schleiereule. Das gesamte Feld in Waltrop war voll mit dem Gras und es war auch für die Reiterin nicht einfach, bis zu dem Tier durchzukommen, da die Borstenhirse auch ihre Beine festhielt. Ein Teil des Gefieders der Schleiereule war mit Samensträngen der quirligen Borstenhirse durchzogen. Um sie zu entfernen, mussten unter den Flügeln einiges an Federn abgeschnitten werden. Nun muss sie erst durchmausern, bevor sie ausgewildert werden kann. Siehe Artikel vom 24.09.24.
Ende Februar 2024 wurde uns aus dem Raum Münster eine Waldkauz-Henne mit einer schweren Augenverletzungen gebracht. Die Ursache dieser Verletzung ist sehr tragisch: der Baum in dessen Höhle sie auf den Eiern saß, ist gefällt worden...
Einen Haubentaucher haben wir erfolgreich von der um Kopf und Flügel gewickelten Angelschnur und dem Angelhaken, der in einem Fußlappen steckte, befreit. Später wurde er von der Paasmühle in Hattingen ausgewildert.
Im März mussten wir einer Habicht-Henne wieder auf die Schwingen helfen. Sie hatte sich an einem stattlichen Biohuhn übernommen und brauchte einige Tage Ruhe, um alles zu verdauen.
Drei Vögel kamen durch menschliches Fehlverhalten in die Pflegestation:
- ein Graureiher mit einer Schussverletzung in der Halswirbelsäule. Der Vogel wurde kurzfristig erlöst.
- Eine komplette Wanderfalken-Familie mit 3 Jungvögeln ist aufgrund einer vergifteten Taube verstorben. Zwei Jungvögel und die Elterntiere waren bereits tot, als sie von Mitarbeitern der AG Wanderfalken in Lünen gefunden wurden. Der dritte Jungvogel starb kurze Zeit später in unserer Obhut. Alle Vögel wurde zur Obduktion zur CVUA nach Arnsberg weitergegeben.
- Ein nestjunger Waldkauz wurde von einer Mitbürgerin während der Handaufzucht fehlgeprägt. Weil er, nach der Freilassung, die Bewohner eines Hauses massiv angegriffen und belästigt hatte, wurde er von zwei Falknerinnen eingefangen. Nach etlichen Recherchen haben wir ihn im November 2024 zur ‚Wildtier und Artenschutz Station‘ nach Sachsenhagen gebracht. Herr Dr. Florian Brandes, Leiter der Station, versicherte uns im Januar 2025, dass der Vogel sich hier in der Gemeinschaft mit anderen Waldkäuzen unauffällig verhält und mit seinen Volieren-Kollegen im Frühjahr freigelassen wird.
Von 38 teils nestjungen Turmfalken, die im Jahr 2024 in der Station aufgenommen wurden, konnten 27 nach der Aufzucht ausgewildert werden; insgesamt wurden 55 Turmfalken versorgt. Rekordverdächtig war in dem Jahr die Anzahl von sieben Waldohreulen Nestlingen, die aufgezogen und freigelassen werden konnten. Komplettiert wurde die Anzahl durch drei adulte Eulen.
Auffällig war, dass wir auch wieder in diesem Jahr viele Vögel mit angeborenen Augenfehlern bekommen haben.
Die Statistik zum Jahr 2024 findet ihr auf der Seite der Vogelpflegestation oder hier: Statistik 2024